Wer dieses Lehrbuch zum ersten Mal in die Hände bekommt, mag angesichts der ziemlich einschüchternden Seitenanzahl und des nicht unbeträchtlichen Gewichts des Werks die Schaffbarkeit seines Studiums im ersten Moment in Frage stellen, jedoch weicht die anfängliche Verunsicherung rasch einer positiveren Einstellung aufgrund folgender Punkte: Ähnlich wie beim ebenfalls gelungenen Werk des „Prometheus“ aus demselben Verlag (Georg Thieme), versuchen die Herausgeber, die Studenten an die Hand zu nehmen, indem sie das überaus umfangreiche Buch in überschaubare, gut nachvollziehbare 30 Kapitel untergliedern. Jedes dieser Kapitel ist wiederum aus mehreren Unterkapiteln aufgebaut, wodurch sich bestimmte Themen recht zügig wiederfinden und nachschlagen lassen; komplettiert wird dies zudem durch einen Nachschlagebereich im letzten Teil des Lehrbuchs.

Was den Inhalt anbelangt, so überzeugt mich als Student des 2. Semesters und somit noch einer am Anfang ihrer Ausbildung stehenden Person, dass das Geschriebene mit zahlreichen erklärenden Bildern illustriert und untermauert wird. Die gekonnte Nutzung von farblichen Unterschieden und Kontrasten in den Zeichnungen zu didaktischen Zwecken erleichtert den Umgang mit den zum Teil aufgrund ihrer naturgegebenen Komplexität sehr fordernden Illustrationen und verbessert somit den Lerneffekt drastisch. Dies macht mir besonders viel Freude, da ich persönlich aussagekräftige Erklärbilder bei gelegentlich abstrakten Fachgebieten wie der Physiologie sehr schätze, die ja nicht wie die Anatomie beispielsweise immer visuell einfach zu verdeutlichen ist. Leicht zu kritisieren ist hier lediglich, dass vereinzelte kompliziert geratene Diagramme und Bilder in zwei Unterbilder hätten unterteilt werden können, um gelegentliche Informationsüberladung zu vermeiden.

Nun zum Thema Text: Angenehm überraschend ist der Umstand, dass die wichtigsten Begriffe dick hervorgehoben sind, was einem die lästige Arbeit abnimmt, ständig selbstständig alles unterstreichen zu müssen. Zudem wird das erworbene physiologische Wissen oft in einen klinischen Kontext gebracht, wobei man hier anmerken könnte, dass das ein oder andere konkretere Fallbeispiel sicher auch von didaktisch sinnvollem Nutzen wäre, um gelegentlich zu verdeutlichen, wofür das Erlernte spezifisch angewendet werden könnte. Was das dargebotene Wissen anbelangt, so deckt das Lehrbuch nicht nur das zweite Semester ab, sondern geht nach meinem Ermessen noch über viele kommende hinaus, wodurch es sicherlich ein Kompendium ist, das mich noch lange Zeit begleiten wird.

Alles in allem ist dieses Buch sicherlich zu empfehlen für diejenigen, die sich Zeit nehmen möchten, um die physiologischen Sachverhalte genauestens unter die Lupe zu nehmen und die einen sehr tiefen Einblick in die Physiologie gewinnen möchten. Wer sich dieses Buch zu Herzen nimmt und sich damit beschäftigt, wird wohl kaum Probleme haben, den Vorlesungen zu folgen oder Prüfungen zu bestehen. Wer jedoch auf ein ganz schnelles Nachschlagewerk aus ist, dürfte mit einem kleineren Taschenatlas vielleicht etwas besser beraten sein. 

 

Weitere Informationen:

  • Buchtitel: Physiologie
  • Autor: Hans-Christian Pape, Armin Kurtz, Stefan Silbernagl
  • Kategorie: Lehrbuch
  • Verlag: Georg Thieme Verlag
  • Auflage: 9., vollständig überarbeitete Auflage
  • Umfang (Seitenanzahl): 1028
  • ISBN: 978-3-13-242391-6
  • Preis: 91,99 €
  • Datum der Rezension: 19.04.2021
  • RezensentIn: Luc Adrian Beutin, 2. Semester