Im Folgenden werde ich den Fotoatlas der Anatomie aus dem Thieme-Verlag rezensieren, einen Atlas also, welcher anatomisches Wissen durch Verwendung hochaufgelöster Fotographien und teilweise beigelegter Erklärungsskizzen zu vermitteln versucht.

Dabei fällt zunächst die logisch strukturierte, farblich hervorgehobene Gliederung auf, welche einem ein leichtes Wechseln zwischen den einzelnen Kapiteln ermöglicht. Die Kapitel an sich sind so aufgebaut, dass zunächst oberflächliche Strukturen im jeweils abgehandelten Gebiet gezeigt werden und auf den darauffolgenden Seiten durch Entfernung immer weiterer Schichten die tiefer gelegenen Areale zum Vorschein kommen. So arbeitet man sich also in der Regel chronologisch von außen nach innen vor.

Was die Qualität der Fotos und Präparate anbelangt, so sind die Körperspender immer vor einem schwarzen Hintergrund dargestellt, was maximalen Fokus auf das Präparat ohne etwaige Hintergrundsablenkungen ermöglicht. Zusätzlich sind die ausgewählten Präparate teilweise so meisterhaft präpariert, wie man sie kaum beispielsweise im Sezierkurs an unserer Universität zu Gesicht bekommen wird.

Schade ist jedoch, dass sich an vielen Stellen auffällige Fehlbeschriftungen finden. So wird häufig „rechts“ mit „links“ verwechselt, was schade ist, da dadurch die eigentlich sonst hohe Qualität des Atlas gemindert wird. Das ist natürlich ärgerlich, da man sich als Leser schon darauf verlassen möchte, dass alle Beschriftungen ihre Richtigkeit haben.

Besonders hervorzuheben ist jedoch, dass viele Präparate nicht nur aus unterschiedlichen Winkeln, sondern auch mithilfe verschiedenster Anschnitte dargestellt werden. Die Kombination aus Sagittal-, Frontal- und Transversalschnitten ermöglicht daher ziemlich eindrückliches Lernen.

Sehr hilfreich ist der Atlas natürlich für diejenigen, die, wie ich, den Fotoatlas immer nach dem Sezierkurs zur Hilfe ziehen möchten. So habe ich mir an vielen Tagen das in Präsenz Sezierte nochmals im Fotoatlas angeschaut, wodurch sich das Wissen viel besser eingeprägt hat. Oft habe ich das Buch auch vor dem Sezieren einfach durchgeblättert, um zu sehen, welche wichtigen und nicht wegzuschneidenden Strukturen alles in dem Gebiet liegen, das ich an dem jeweiligen Tag habe freipräparieren müssen. Für mich hat sich das als enorme Lernstütze erwiesen, da solch detailgetreues und realistisches Lernen weitaus effektiver ist, als überstilisierte Bilder aus dem Prometheus, Sobotta und Netter zu verwenden, die man in der Form einfach nie am Präparat wiedererkennt.

Fazit: Der Fotoatlas ist trotz einiger Mängel in Form von Fehlbeschriftungen ein extrem durchdachtes Lehrbuch, welches meiner Meinung nach unerlässlich ist für all diejenigen, die den Sezierkurs absolvieren, sich darauf vorbereiten oder einfach mal realistische Bilder von Präparaten sehen möchten, die nicht überstilisiert sind.

 

Weitere Informationen:

  • Buchtitel: Fotoatlas der Anatomie
  • Autor: Johannes W. Rohen, Chihiro Yokochi, Elke Lütjen-Drecoll
  • Kategorie: Atlas
  • Verlag: Thieme
  • Auflage: 9., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage
  • Umfang (Seitenanzahl): 601
  • ISBN: 978-3-13-243179-9
  • Preis: 99,99 €
  • Datum der Rezension: 12.11.2021
  • RezensentIn: Luc Adrian Beutin, Student des 3. Semesters