Der „Netter“, wie dieser Anatomie-Atlas nach seinem Schöpfer, dem amerikanischen Arzt und Zeichner Frank H. Netter, genannt wird, wird seinem guten Ruf mehr als gerecht. Der anlässlich des 25. Jubiläums des Netters neu aufgelegt Atlas ist fachlich hervorragend, didaktisch top aufgebaut und ästhetisch wunderschön zum Ansehen. Der Netter begleitet den Anatomie-Lernenden buchstäblich von Kopf bis Fuß durch die Materie: so ist dieser Atlas in 7 Kapitel unterteilt, beginnend mit Kopf und Hals, über Rücken und Wirbelsäule, Thorax, Abdomen, Becken und Dammregion, Obere Extremität hinunter zur Unteren Extremität. Jedes Kapitel ist anders farblich unterlegt und beginnt immer mit einer topographischen Übersicht, ehe es an die einzelnen Details geht.

Dieser Atlas kommt anders als die gängigen Atlanten Sobotta oder Prometheus ganz ohne zusätzlichen Text aus. Die Zeichnungen sind sehr detailliert und demensprechend beschriftet, dennoch ist es nicht unübersichtlich oder gar unverständlich. Ganz im Gegenteil: die Zeichnung sind selbsterklärend und mit viel Liebe zum Detail gezeichnet, man erkennt, dass der Zeichner auch Arzt war. Durch viele verschiedene Perspektiven bekommt man eine gute Vorstellung von den Strukturen, und als Ergänzung zu den Zeichnungen kommen Schemata und Tabellen zum Einsatz. Der Netter sticht für mich besonders dadurch hervor, dass er im Vergleich zu den Standardatlanten zum Teil sehr unkonventionelle und außergewöhnliche Abbildungen anbietet, die aber in Summe zu einem guten Verständnis beitragen. Abgesehen davon sind die Abbildung per se eine Augenweide.

Weiters ist bei diesem Buch ein Zugang zum „StudentConsult“ inkludiert, mit dem man Online-Zugang zu zusätzlichen Netter-Inhalten bekommt. So findet man auf der Seite zusätzliche „Tafeln“ (so werden die einzelnen Abbildungen genannt), zusätzliche Literatur und Merkhilfen (auf englisch), 3D-Modelle, Bild-Quiz und Multiple-Choice-Fragen sowie Videos zur fachmännischen Präparation einzelner Regionen.

 

Fazit:

Alles in allem ist der in den deutschsprachigen Ländern überaus unterschätzte „Netter“ auf jeden Fall eine willkommene Ergänzung oder gar Alternative zu den bei uns gängigen Atlanten wie Prometheus oder Sobotta. Meiner Meinung sticht der Netter besonders durch seinen großartigen didaktischen Aufbau, die Akkuranz und Schönheit seiner Bilder (diese Kombination ist ja bekanntlich nicht selbstverständlich) sowie durch die z.T. sehr ungewöhnlichen Abbildungen und Perspektiven hervor, welche zu einem besseren anatomischen und topographischen Verständnis beitragen. Ich kann den Netter somit klar empfehlen.