Der Lernatlas Prometheus Kopf Hals Neuroanatomie stellt nicht nur einen anatomischen Atlas, sondern auch ein textreiches Nachschlagwerk für anatomische Strukturen der Regionen Kopf/ Hals und für die komplette Neuroanatomie dar. Auf insgesamt 535 Seiten werden in der ersten Hälfte des Buches die Themengebiete Kopf und Hals besprochen, die zweite Hälfte widmet sich dem weitreichenden Gebiet der Neuroanatomie.

 

Das erste Kapitel erörtert sowohl visuell als auch in kurzen, pointierten Texten alle anatomischen Bereiche des Kopfes und des Halses, inklusive Zahnapparat, Lymphknoten, Knochenaufbau, Leitungsbahnen und Gelenke. Der Blickwinkel für anatomisches Verständnis wird zusätzlich durch eingestreute Kapitel wie Odontogenese, Röntgendiagnostik und Lokalanästhesie der Zähne, Horizontal- und Frontalschnitte des Schädels erweitert- zum einen sehr hilfreich um starres anatomisches Wissen einfach und zeitorientiert im Gedächtnis zu verankern- zum andern weckt solch klinisches Fachwissen Interesse und beseitigt jegliche Tendenz zur Prokrastination.

 

Die Illustrationen der Schädelknochen ähneln

Fotografien, die Knochen der Schädelbasis sind teilweise durch matt-dezente Farben hervorgehoben. Dies mag ohne Zweifel für die ersten Versuche den Aufbau der Schädelbasis zu erlernen hilfreich sein, zur Visualisierung der anatomischen Gegebenheiten allerdings eher störend. Dieser Farbdruck würde stattdessen besser in den vorhandenen Tabellen zur Geltung kommen und darin auch mehr Sinn ergeben. Diese Tabellen fassen streng komprimiert, übersichtlich und in stichwortartigen Sätzen die wichtigsten anatomischen Punkte wie zum Beispiel die Halsmuskeln mit Ursprung, Ansatz, Funktion und Innervation zusammen und eignen sich hervorragend zum Wiederholen von bereits Gelerntem.

Die comichaften Abbildungen von Muskeln haben den Vorteil, dass man sich nicht auf die Abbildungen im Atlas fixiert, sie eher nur als visuelle Unterstützung zum Text benutzt, und sich dadurch am echten Präparat, beispielsweise während des Sezierkurses, wesentlich besser zurechtfindet.

 

Der hintere Abschnitt des Lehrbuches debattiert die Fachrichtung Neuroanatomie- beginnend mit einer umfangreichen Einleitung bezüglich Grundlagen des Nervensystems- in welcher Einteilung, Funktion, neurobiologisch und physiologische Grundlagen erläutert werden. Die Schwierigkeit sich Struktur- und Funktionszusammenhänge in der Neuroanatomie in Form von Grafiken und Texten einprägsam verständlich zu machen wird einerseits durch eine optimale Balance zwischen Illustration und Text, andererseits durch ausführliche Schemata der Gebiete Bahnen der extrapyramidalen Motorik, radikuläre Innervation, funktionelle Systeme wie Geruchssinn und Hörbahn illustrativ überwunden.

 

Fazit

Obwohl- so meine Meinung- die Bezeichnung Lernatlas nicht ganz korrekt- da doch viel Text vorhanden, gibt es vor allem für den großen Sezierkurs keine adäquate Alternative um Anatomie bestmöglich zu Visualisieren. Die darin enthaltenen klinischen Aspekte,  die auch prüfungsrelevantes Wissen darstellen, sind unmissverständlich und prägnant, wodurch man nicht durch übermäßige Information überlagert wird. Der erste Abschnitt eignet sich meines Erachtens  hervorragend zur Vorbereitung auf das 1. und 3. Assessment im großen Sezierkurs.

Ohne Vorkenntnisse wird man vom Kapitel Neuroanatomie allerdings schnell ermüdet und überfordert- da die Wissenserarbeitung dieser Kapitel viel Zeit beansprucht. Um Verständnisprobleme primär zu vermeiden bietet sich an zusätzliche Literatur, wie Neuroanatomie von Martin Trepel, zu verwenden.

Empfehlenswert für alle die besonderes Interesse an Anatomie aufbringen können, für das Kapitel Neuroanatomie mehr Zeit als notwendig investieren wollen und etwas mehr im Geldbörserl zur Verfügung haben.