Morgen - 06.11.2019 - findet anlässlich des 100. Todestages von Christoph Probst eine Kranzniederlegung am Denkmal am Christoph-Probst-Platz (Vor Hauptgebäude LFU) statt. Es sind alle Student_inne herzlich eingeladen daran teilzunemen! Zeit: 12:30

Vor 100 Jahren, am 6. Nov. 1919 wurde der Innsbrucker Medizinstudent Christoph Probst in Murnau in Bayern geboren. Am 22. Februar 1943 wurde er zusammen mit 2 weiteren Mitgliedern der studentischen Widerstandsgruppe „Weißen Rose“, Hans und Sophie Scholl in München hingerichtet.

Durch Probst, der zuerst in München und dann im Wintersemester 1942/43 in Innsbruck Medizin studierte, gibt es einen direkten Bezug zu Tirol. Da er im Herbst 1942 in Innsbruck kein Zimmer fand wohnte er in Aldrans. Seine Frau mit den beiden ersten Kindern war seit Herbst 1942 in Lermoos untergebracht.

An seinem 65. Geburtstag wurde am 6. Nov. 1984 zum Gedenken an ihn

am Ehrenmal vor dem Universitäts-Hauptgebäude am Innrain eine Gedenktafel angebracht. Von 1984 bis 2014 gab es in jedem Jahr jeweils um den 6. November den von der Universitätspfarre und der Hochschülerschaft getragenen „Christoph-Probst-Gedenktag“. Die Stadtgemeinde Innsbruck schließlich benannte 1994 auf Antrag der Österreichischen Hochschülerschaft den Platz vor der Universität in „Christoph-Platz-Platz“. Die Gemeinde Aldrans widmete ihm 2013 anlässlich des 70. Todestages eine Gedenktafel an der Pfarrkirche.

 

Wer war Christoph Probst?

Im Zusammenhang mit archivalischen Nachforschungen erhielt eine Mitteilung des früheren Innsbrucker Hochschulseelsorgers Dr. Georg Weber eine besondere Bedeutung. Im Rückblick auf seine Innsbrucker Tätigkeit (vom Herbst 1940 bis zu seiner Verhaftung am 14. Dezember 1943) schrieb er in einem Brief vom 31. Jänner 1981: „…Die Tätigkeit als Studentenseelsorger war damals auf rein kirchliche Räume beschränkt. So hielt ich alle 14 Tage Bibelabende, die an den Kirchentüren angeschlagen waren, … Auch arbeiteten die Studenten, zum Großteil Mediziner, eifrig mit. Auch Probst war unter ihnen, der mit den Geschwistern Scholl hingerichtet wurde…“

An der Universität in München kam es zum Kontakt mit den Geschwistern Scholl und weiteren Gleichgesinnten. Mit „Flugblättern“, in denen diese Studentengruppe mit dem Namen „Weiße Rose“ das totalitäre Nazi-Regime verurteilte, und die, oft unter Lebensgefahr, im ganzen Deutschen Reich verteilt wurden, versuchten sie, zum Widerstand gegen die Diktatur aufzurufen. Zunehmend vertiefte sich Probst, der ungetauft war, in die Werke religiöser Schriftsteller wie John Henry Newman, Augustinus, Paul Claudel, Sören Kierkegaard und Reinhold Schneider.

1940 wurde er zum ersten Mal Vater. Im Herbst 1942 kam er zum Medizinstudium nach Innsbruck. Hier wurde der 23-Jährige – seine Frau hatte gerade das dritte Kind geboren - am 19. Februar 1943 als Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ verhaftet. Nach einem Schauprozess wurde er am 22. Februar in München zusammen mit Hans und Sophie Scholl hingerichtet. Zuvor hatte er sich noch in der Gefängniszelle katholisch taufen lassen. In seinem Abschiedsbrief an seine Mutter schrieb er: „…Ich danke Dir, dass Du mir das Leben gegeben hast. Wenn ich es recht bedenke, so war es ein einziger Weg zu Gott… Eben erfahre ich, dass ich nur noch eine Stunde Zeit habe. Ich werde jetzt die heilige Taufe und die heilige Kommunion empfangen. Wenn ich keinen Brief mehr schreiben kann, grüße alle Lieben von mir...“ Von den Geschwistern Scholl verabschiedete er sich unmittelbar vor der Hinrichtung mit den Worten: „In wenigen Minuten sehen wir uns in der Ewigkeit wieder!“

Unterscheidungskraft und Widerstand

Was an Christoph Probst und seinen Mitstudenten imponiert ist die Tatsache, dass es sich bei ihnen nicht um blasse, weltfremde Frömmler handelte, sondern um lebenslustige, sportliche und musikalische junge Menschen. Sie alle waren geistig aktive Studenten, keine Fachidioten, sondern belesen und vertraut mit den Klassikern der Geistesgeschichte, den großen Philosophen und Theologen. In ihrem Tagebuch schreibt Sophie Scholl einmal am Abend eines Tages: “…und jetzt lese ich noch eine Stunde Augustinus“. Geistig aktiv sein – das lässt sensibel werden für manche Fehlentwicklungen und es macht immun gegen Verdummung und Diktat durch eine Konsum- und Unterhaltungsgesellschaft, die uns mit Banalitäten „zumüllt“. Geistig aktiv sein macht immun gegen die Versuchung des Opportunismus. Kennzeichnend für solche Menschen ist die Tatsache, dass sie nicht unbedingt den Beifall der anderen suchen, sondern dem eigenen Gewissen folgen, ihre Situation als Minderheit erfahren, belächelt oder verfolgt, zu einer eigenen Lebensentscheidung finden und zu ihr stehen, auch Hartes durchstehen können. Das alles steht im Gegensatz zu einer Gesellschaft, in der der Mainstream „in“ ist, in der man sich unter der Diktatur des „man“ dem anschließt, was „trendy“ ist. Der Schriftsteller Martin Walser kritisiert diese konfektionierte Massenkultur, wenn er sagt: „ Political correctness war zu allen Zeiten ein Anzug von der Stange!“.

Christoph Probsts letzte Wochen

Nach seiner Verhaftung am 19. Februar blieb ihm nicht mehr viel Zeit. Er konnte am 22. 2.1943 noch einen Brief an seine Schwester schreiben. Darin heißt es unter anderem: „…Wie schwer mir die Trennung von Frau und Kindern ist, weißt Du. Aber mein Vertrauen und meine Hoffnung sind stark und helfen mir. Ich habe das Gefühl, als wenn ich euch besonders nah wäre, allen meinen Lieben, und weiß, dass diese Liebesbande unzerstörlich sind. Ich weiß, dass mir nun nichts mehr bleibt, als auf mich zu nehmen und zu tragen, was kommt…“

Im Abschiedsbrief an seine Mutter, kurz vor seiner Hinrichtung geschrieben, heißt es u.a. „...grüße alle Lieben von mir. Sag ihnen, dass mein Sterben leicht und freudig war. Ich denke an meine herrlichen Kinderjahre, an meine herrlichen Ehejahre. Durch alles hindurch schimmert Dein liebes Angesicht….Lass Dir Deine Lebensfreude nicht rauben. Wandere Deinen Weg zu Gott weiter….“

Am späten Nachmittag des 22. Febr. 1943 wurde Christoph Probst um 17.00 Uhr in München enthauptet.

Die Erinnerung an Christoph Probst darf nicht zu einer bloßen „Pflichtübung“ verkommen. In den Aufzeichnungen von Sophie Scholl, die zusammen mit ihrem Bruder Hans Scholl und Christoph Probst hingerichtet wurde, heißt es: „Von einem Freund wünschte sie sich, die Gedanken an sie wären ein steter Stachel gegen die Gleichgültigkeit“

Um den 6. Nov. 2019 – dem 100. Geburtstag von Probst – finden in Bayern und darüber hinaus zahlreiche Gedenkfeiern statt.

Msgr. Prof. Bernhard Hippler, Universitätspfarrer 1979-2015