An vielen Kliniken wird eine Katastrophe an die Wand gemalt. Die angestellten ÄrztInnen sollen sich von den Drohungen nicht einschüchtern lassen und die Verhandlungshoheit behalten.

Wien/Graz/Innsbruck (OTS) - Nachdem im November auch der Bundesrat die lang überfällige Anpassung der Arbeitszeitregelung für angestellte ÄrztInnen beschlossen hat, rumort es in den österreichischen Krankenhäusern gehörig. In Salzburg, Kärnten, Wien und anderen Bundesländern stellen sich die in Krankenanstalten angestellten ÄrztInnen auf die Hinterbeine. Sie wollen die seit 11 Jahren überfällige Anpassung der Arbeitszeitregelungen an EU-Recht nicht ohne Anpassung der Gehaltsschemata passieren lassen. "In den allermeisten Dienstverträgen für angestellte ÄrztInnen ist das Grundgehalt lächerlich niedrig, erst mit dem Absolvieren vieler Überstunden und langer Dienste wird das Gehalt, vor allem für JungärztInnen, akzeptabel." berichtet Florian Schlader, Vorsitzender der ÖH Med Innsbruck.

Die neue Regelung sieht ab 1.1.2015 eine höchstens 48 Stunden umfassende Arbeitswoche vor. Bis 2021 ist es möglich in abgestuften Schritten mittels "Opt-Out" vorübergehend auf diese Reduktion zu verzichten und mehr als 48 Stunden pro Woche zu arbeiten. Die SpitalsträgerInnen der Bundesländer, aber auch die medizinischen Universitäten drängen ihre ÄrztInnen dazu dieses Opt-Out in Anspruch zu nehmen, da sonst der Betrieb mit Jahresbeginn 2015 zusammen breche. "Weil die Länder, der Bund und auch die KrankenanstaltenträgerInnen es verabsäumt haben geltendes EU-Recht über 11 Jahre lang umzusetzen, droht jetzt eine Katastrophe, sollten die ÄrztInnen ihr neu erlangtes Recht NUR 48 Stunden arbeiten zu müssen, in Anspruch zu nehmen. Wir haben auch schon von Fällen gehört, wo AssistenzärztInnen damit gedroht wurde, dass ihre Verträge ohne Opt-Out nicht verlängert werden würden." ärgert sich Jakob Mandl, Vorsitzender der ÖH Med Graz.

Zum ersten Mal seit Jahrzehnten haben die angestellten ÄrztInnen ein echtes Druckmittel für bessere Arbeitsbedingungen in der Hand. Bis vor kurzem mussten bis zu über 100 Stunden lange Arbeitswochen, lächerliche Stundengehälter und sehr variable Ausbildungsbedingungen für AssistenzärztInnen schweigend akzeptiert werden. Wer nicht mitmachte, wurde rasch durch eineN NachfolgerIn von der Warteliste ersetzt. Weil die KrankenhausträgerInnen jahrelang die Entwicklung verschlafen haben steht Österreich nun vor einem hausgemachtem ÄrztInnenmangel. Wir haben zwar die dritthöchste ÄrztInnendichte in der OECD, die Frage ist jedoch wie lange das noch so bleibt. Die jungen Ärztinnen und Ärzte lassen sich nicht mehr alles gefallen und wandern in hohen Zahlen ins Ausland ab. Die angestellten ÄrztInnen entscheiden auch für den Nachwuchs mit. "Vermutlich ist das hier der einzige Moment für sehr lange Zeit, wo auf die Bedürfnisse der Ärztinnen und Ärzte gehört wird. Nur durch ein Verweigern des Opt-Out bis die KrankenhausträgerInnen die Grundgehälter auf ein international vertretbares Niveau gehoben haben, haben die ÄrztInnen eine Position inne, die gehört wird." hält Sarah Schober, Vorsitzende der ÖH Med Wien, abschließend fest.

Originalaussendung auf OTS hier.

Pressespiegel:

- ORF Tirol: Meduni einigt sich mit Ärzten über Arbeitszeit

Auch der Ärztekammerpräsident Dr. Wechselberger forderte bereits am vergangenen Sonntag einen vollen Lohnausgleich.